Autoland Schweden

Schweden, das Land all der schönen Volvos und Saabs, ruft seinen Fuhrpark jährlich zum TÜV. Dort wird nicht auf Schönheit, sondern auf Fahrtauglichkeit geprüft, weshalb viele Rostlauben noch mal eine Runde dabei sein dürfen.
Als Autofahrer haben Sie ein paar Meter nach dem Passieren des verwaisten Zollgebäudes im Fähranleger das erste Aha-Erlebnis. Diese Strassen! Gerade, breit, gepflegt, menschenleer! Ihr Wagen gleitet leise dahin und fühlt sich selber wie im Urlaub, Sie freuen sich mit. Langsamer fahrende Autos machen Ihnen aufmerksam Platz, das Überholen ist ein Kinderspiel. Auch in den Städten: Keine Drängler, keine Hitzköpfe, niemand, der sich vor Ihnen in die Parklücke schiebt.

Nach drei Wochen Schweden können Sie das Wort Parkplatznot nicht mehr buchstabieren. Der Autofahrerhimmel! Aber was ist das? Vor Ihnen an der Kreuzung steht einer und fährt einfach nicht rüber, obwohl weit und breit kein Verkehr zu sehen ist. Dann, als sich langsam von rechts ein Wagen nähert, schießt er in halsbrecherischer Fahrt über die Kreuzung, und vor Ihren Augen spielen sich die schlimmsten Unfallszenen ab. Behalten Sie Ihre Phantasie, Sie können sie bestimmt noch öfter brauchen. Zum Beispiel für Fahrer, die die Vorfahrt nach dem Prinzip der Wartezeit regeln: Ich steh schon seit zwei Minuten hier, du erst seit einer, also fahr ich mal eben. Verstauen Sie Ihre Rechtsgefühl im Portemonnaie neben Ihrem Führerschein und seien Sie auf alles gefasst, dann werden Sie bestimmt überleben.

Und wenn Sie gelernt haben, dass man die paar auf der Strasse verlorenen Minuten beim Parken schnell wieder reinholen kann, machen Ihnen auch keine Autofahrer mehr was aus, die auf der 110-Strecke 70 fahren, um Sprit zu sparen. Bald machen Sie es vielleicht genauso – ein wichtiger Schritt für die Integration!