Der gläserne Schwede

Wenn in Schweden die Rede von Datenschutz ist, sind meistens Computer gemeint. Mit der Geheimhaltung von persönlichen Angaben hat man es hier nicht so. Das ist ausgesprochen praktisch. Ich kann zum Beispiel im Internet nachsehen, wer heute in meinem Ort alles Geburtstag hat, und wie alt die Frau vom Schuldirektor ist.

Wenn ich mich auf der Straße über einen Autofahrer ärgere, brauche ich nur das Kennzeichen per SMS ans Fahrzeugregister zu schicken und erfahre Sekunden später den Halter und seinen Wohnort. Ich kann mir einen Steuerkalender nach Hause bestellen, in dem das aktuelle Einkommen für alle Einwohner meiner Provinz aufgeführt ist. Ich kann aber auch das Gehalt einzelner Personen per Internet oder SMS abfragen.

Meine deutschen Verwandten wundern sich immer, dass ich ohne Fahrzeugpapiere herumfahre. Braucht man hier nicht, die Polizei gibt das Kennzeichen ein und weiß dann alles über mein Auto, ob es auch ordentlich geprüft, versteuert und versichert ist. Falls ich meinen Führerschein vergessen habe, sage ich meine Personennummer auf und mit dieser gucken die blauen Jungs dann sofort im Zentralregister nach.

Die Personennummer brauche ich auch beim Arzt, beim Apotheker, in der Bibliothek, bei der Bank, beim Finanzamt und manchmal beim Einkaufen. Rezepte werden einem hier zum Beispiel nicht mehr in die Hand gedrückt. Man geht zur Apotheke, sagt die magische Zahl und bekommt seine Medikamente. Medizinisch ist man über die Personennummer landesweit archiviert. Wenn ich mal in 30 Jahren zum Ohrenarzt muss, kann der sehen, dass man mir 1994 Hustensaft verschrieben hat.

Deutsche Datenschützer dürften hier das Schütteln kriegen, aber ich sage Ihnen was, das Leben wird viel leichter. Personennummer auswendig lernen und dann auf der Autobahn ab durch den Behördendschungel. Einfacher geht’s nicht.