Alle Jahre wieder

IKEA hat sich wirklich um die Information über schwedische Bräuche und Sitten verdient gemacht. Das mit dem Weihnachts-Baum-Rausschmeißen ist ja auch hinlänglich bekannt!
Da ich in diesem Jahr gezwungen war, zwei Weihnachtsbaum-Abschiedszeremonien an einem Tag zu besuchen, kann ich einen doppelt zuverlässigen Bericht darüber abliefern.

Der Tag aller Tage heißt Knut und kommt als zwanzigster nach Heiligabend.
Ob Knut besonders gewalttätig oder ordnungsliebend war, oder ob er einfach eine Tannennadelallergie hatte, darüber schweigen die Bücher. Jedenfalls fliegt an diesem Tag der Baum raus. Er wird nicht heimlich beseitigt und brutal zerlegt, sondern feierlich ausgetanzt. Zu diesem Zwecke sammelt sich die Dorfbevölkerung, Schulklasse etc. zu einem Ring um den schon leicht zerzausten Grünen (oft ein öffentliches Nadelgewächs im Freien, die meisten Glühlampen sind natürlich schon kaputt), und los geht’s.

Da fast immer schlechtes Wetter ist, hüpfen alle in Gummistiefeln durch die Pfützen und schmettern das Lied von den kleinen Fröschen, die keine Ohren haben (genau, das von Mittsommer, den Zusammenhang konnte mir bisher noch keiner erklären). Dazu noch eine ganze Reihe anderer, unausweichlicher Folklore. Wenn alle total erschöpft sind, kommt… der Weihnachtsmann! Schon wieder! Es ist wirklich erschütternd. Und pädagogisch vollständig verantwortungslos. Da hat man seinem Sprössling gerade mit Hilfe des alten Schulatlas erklärt, wie der ”Tomte” binnen 24 Stunden um den ganzen Erdball düst und die Kinder der Welt mit Geschenken zubombt. Man hat die wirklich feine und gewerkschaftlich korrekte Vorstellung verankert, dass der alte Herr jedes Jahr am 25. 12. seinen wohlverdienten Jahresurlaub antritt und vor November nicht zu sprechen ist. Und plötzlich taucht er wieder auf! Mit lauter Tüten voller Süßigkeiten, die das örtliche Lebensmittelgeschäft zum Sonderpreis abgelassen hat, weil das Best before auch schon gestern war. Muss das sein? Ja, es muss. Wie gesagt, in diesem Jahr waren wir bei zwei Weihnachtsbaumfesten hintereinander, und irgendwann wundert sich dann auch ein Sechsjähriger über gar nichts mehr.