Schwedische Eurovisionshysterie

Als der Oberbefehlshaber der schwedischen Streitkräfte Anfang des Jahres verkündete, Schweden könne sich höchstens eine Woche lang gegen Eindringlinge verteidigen, ging zwar ein leichtes Raunen durchs Land, aber wirklich aufgeregt hat sich niemand. Hätte hingegen der Unterhaltungschef des staatlichen Fernsehens angedeutet, dass kein Geld für eine Teilnahme am ESC vorhanden ist, wären die Nordlichter wohl kollektiv in Ohnmacht gefallen. Der Eurovisions-Wettbewerb ist nämlich eine nationale Angelegenheit. Er muss mit größer Sorgfalt und Ernsthaftigkeit vorbereitet und möglichst bitte auch gewonnen werden.

Daher überlässt man nichts dem Zufall. Schon im Februar beginnt ein Vorausscheid-Marathon, der sich gewaschen hat. Er besteht aus insgesamt sechs abendfüllenden Sendungen mit vier Viertelfinalen, einer eigenen Show für die Lucky Losers und schließlich dem Finale – alles zur besten Sendezeit am Sonnabendabend natürlich.
Die Einschaltquoten könnten jeden ZDF-Intendanten zum Weinen bringen. Das Finale 2013 wurde von über vier Millionen Zuschauern geguckt – in einem Land mit neun Millionen Einwohnern. Alle Künstler, die die Endrunde erreichen, dürfen erstmal aufatmen. Nun rollt ein Jahr lang für sie der Rubel, denn ihre Songs werden in allen Radiostationen hoch- und runtergedudelt. Daher ist der Song Contest ein prima Forum für Berufsanfänger, tröpfelnde Karriären und unerwartete Comebacks.

Ein paar Wochen vor dem internationalen Finale geht es dann wieder los, nun werden in einer neuen Fernsehreihe die Konkurrenten analysiert und gerne auch genüsslich runtergemacht. Denn die wenigsten haben es natürlich so gut drauf wie Schweden. Sechsmal gewonnen! Weltklasse! Entsprechend hoch sind die Erwartungen an den eigenen Beitrag. Wehe, da wird im Halbfinale ausgeschieden. Eine Platzierung unter den Top 10 möchte es schon sein, möglichst natürlich mehr. Mit ihrem Durchmarsch 2012 hat die Sängerin Loreen den ESC dahin geholt, wo er hingehört – ins Land der Eurovisionsverrückten. Da konnte der Måns Zelmerlöw in Wien natürlich nicht nachstehen.

mansloreenMusikwettbewerbgewinnplan vorbildlich erfüllt: Loreen und Måns