Freunde bekommen

Haben Sie die Schweden als offenherzige, freundliche Gastgeber erlebt? Das sind sie auch. Man kann mit ihnen rauschende Feste feiern und sie immer um Hilfe bitten, wenn es mal irgendwo klemmt. Aber ab einem bestimmten Punkt ist Schluss. Im Herzen des Schweden ist ziemlich weit vorne ein kleines Pförtchen eingebaut, das er nicht ohne weiteres für Fremde aufmachen will. Wenn man Sie zu sich nach Hause einlädt, ist viel gewonnen, aber erwarten Sie nicht den großen Durchbruch. Gewöhnen Sie sich lieber daran, dass Sie sich auch nach 10 Jahren im Kreise Ihrer zugereisten deutschen Freunde heimischer fühlen als unter Ihren schwedischen Nachbarn.

Was für den Film gilt, kann mal allerdings auch in dieser Situation verallgemeinern: Hunde und kleine Kinder helfen immer. Den verliebten Plausch der Hundebesitzer über ihre Vierbeiner kennen Sie von zuhause. Immerhin etwas, wenn auch keine tiefgreifende Freundschaft. Kinder hingegen sind die Eintrittskarte in die Gesellschaft. Ich werde nie vergessen, wie eines Nachmittags eine junge Nachbarin vor meiner Tür stand und mich zum Nähkränzchen einlud. Zum NÄHKRÄNZCHEN! Ich war 25 Jahre alt, mein Sohn war 8 Monate. Ich sagte zu, weil ich in dieser schrecklichen Situation Ja, tack! für die sichersten Vokabeln hielt. Zitternd schlich ich zwei Tage später zur besagten Nachbarin und hatte nicht mal was zum Nähen mit. Hatten die anderen aber auch nicht! Das Nähkränzchen entpuppte sich als fröhliche Klatsch- und Stichelrunde junger Mütter, die Kindererziehung erörterten, über ihre Männer herzogen und allgemeine Frauenprobleme lösten. Dazu gab es immer etwas Gutes zu essen und ein Tröpfchen Wein.

Irgendwann hörten diese Abende auf, denn alle fingen nach dem Mutterurlaub wieder an zu arbeiten. Aber noch heute haben wir guten Kontakt zueinander und feiern gemeinsam Feste. Also: Lassen Sie jedermann in Ihren Kinderwagen schauen, und lehnen Sie nie eine Einladung zum Nähkränzchen ab!
Auch später geleiten die lieben Kleinen Sie sicher und sozial durchs Leben: Kindergarten (versuchen Sie, frühzeitig in die Elternvertretung gewählt zu werden, so kriegen Sie zwar mehr Arbeit, aber auch gute Kontakte), Schule, Sportverein. Öffnen Sie Ihr Haus für Nachbarkinder – mit abholenden Eltern kann man sich prima unterhalten und anfreunden!