Wie heißt denn die Kleine? Erst mal gar nicht!

Finden Sie auch die nordischen Kindernamen so schön? Ronja, Finn, Nils, Lasse, Linnea, das klingt nett, natürlich und gesund. Wer so heißt, schmeißt sich nicht Donnerstagabend im Edeka auf den Fußboden und heult. Aber auch in Schweden gibt es reichlich Kevins, Melvins, Liams und Bennys. Besonders Letztgenannter befindet sich von Geburt an in der Gefahrenzone, denn es ist statistisch belegt, dass Jungs, deren Namen auf y enden, überdurchschnittlich oft eine kriminelle Laufbahn einschlagen. Außerdem sind sie ärmer als die anderen und wohnen in heruntergekommenen Neubauvierteln. Grund genug also, sich bei der Namenswahl ein bisschen anzustrengen. Und sich Zeit zu lassen. In Schweden muss man nämlich den Nachwuchs erst drei Monate nach der Geburt amtlich benennen. Deshalb gucken sich die meisten Eltern das neue Familienmitglied erst mal ein paar Tage gründlich an, bevor sie sich entscheiden. Wobei die Beweggründe für Außenstehende nicht immer nachvollziehbar sind. „Wir hatten uns eigentlich auf Noel eingestellt, aber dann sahen wir, es war ein Kit“, verkündete kürzlich eine spätgebärende Prominente aus dem Privatfernsehen. Manchmal liegt das Kind auch eine Weile mit dem ersten Namen rum und wird dann noch mal umbenannt. So erging es einem Mädchen aus der Nachbarschaft, das eigentlich Molly heißen sollte, dann aber nach diversen Kommentaren im Freundeskreis zur Miranda wurde. Sie ist jetzt ein Pferdemädchen im Teenageralter, und eigentlich hätte Molly doch ganz gut gepasst.

Trotz der großzügig bemessenen Frist gibt es Eltern, die auch nach drei Monaten noch nicht wissen, mit welchem Namen ihr Sprössling durchs Leben gehen soll. Dann wird aber das Meldeamt sauer und fängt an zu drängeln. Das kann teuer werden, die Bußgelder für unbenannte Babys reichen von 200 bis 2000 Euro. Trotzdem sind jedes Jahr in Schweden mehrere hundert Kleinkinder namenlos. Andere dagegen haben eher ein paar Namen zu viel.

Karolina Susanna Cecilia Amalia Mikaela Victoria freut sich bestimmt jedes Mal, wenn sie ein Formular ausfüllen muss. Das Übliche sind sonst drei Vornamen, und da man an zweiter und dritter Stelle gern liebgewonnene Omas und Opas bedenkt, sterben auch die richtig alten Namen nie ganz aus. Wenn Sie sich also in Ihrem Bekanntenkreis als Trendsetter mit nordischen Influenzen positionieren möchten, stehen noch Svenborg, Alfrid und Gunlög zur Auswahl. Oder Algot, Asbjörn und Bror, falls es ein Knabe ist.

barnSchwedische Bilderbuchkinder mit Namen. Foto: Junibacken